Fahrradwerkstatt bis Wohnungssuche – Lüneburger Willkommensinitiative hilft vielfältig
Niedersachsen engagiert sich für Flüchtlinge – gute Beispiele
Gemeinsam ein Rad reparieren, die Matheaufgaben wuppen, eine neue Bleibe finden: In Lüneburg und Umgebung unterstützen zahlreiche Ehrenamtliche Flüchtlinge im Alltag. Rund 150 Menschen aller Altersstufen engagieren sich unter dem Dach der Willkommensinitiative – herzlich, persönlich, direkt. Das Credo der Mitglieder: Praktische Solidarität, die mehr als ein Lippenbekenntnis ist, kann für die Geflüchteten einen großen Unterschied machen.
Sie helfen, indem sie auf die Ankommenden zugehen, mit ihnen sprechen, sie begleiten – ob zum Arzt oder zu Behörden. Sie erledigen mit Flüchtlingskindern Hausaufgaben. Patinnen und Paten gehen zusammen mit Flüchtlingsfamilien auf Wohnungssuche oder gärtnern gemeinsam. Ehrenamtliche Dolmetscher und Juristen übersetzen und beraten.
Es gibt eine Fahrradwerkstatt, einen Kleidertreff, eine mehrsprachige Homepage und die Sprachbrücke. Sie bringt Menschen, die Deutsch lernen wollen, mit Muttersprachlern zusammen.
Martina Früchtnicht-Truxius ist seit einem Jahr im amikeco-Willkommensinitiative e.V. aktiv: „Ich mache das als Gegenmaßnahme zu meiner Ohnmacht“, sagt die 53-Jährige. Statt zu jammern, handle sie. Die Ehrenamtlichen geben zuallererst ihre Zeit, ihre Nähe, ihre Offenheit. Da sind zum Beispiel die Paten Kareem, Linda und Julia, die für eine Flüchtlingsfamilie eine Wohnung gefunden haben. Die bewegende Geschichte von Hussam, seiner Frau Reem und ihren Kindern, die im Syrienkrieg Haus, Arbeit und Heimat verloren haben, ist jetzt auf einer bunten Postkarte zu lesen. Ein heimischer Heidschnuckenbock mit mächtigen Hörnern ist dort abgedruckt. „Platzhirsch“ steht darunter, hinten drauf: „Mehr Platz für eine gute Gesellschaft“. Ein pfiffiges Postkartenprojekt, um mehr Menschen als Paten zu gewinnen.
Der Verein, der sich allein aus Spenden finanziert, wurde jüngst mit dem Niedersachsenpreis für Bürgerengagement „Unbezahlbar und freiwillig“ ausgezeichnet.
Mehr: www.willkommensinitiative.de
Text: Isabella Teetz-Knorr