Der Öko-Landbau im „Niedersächsischen Weg“
Bildrechte: ML/Tanja Wehr
"Der Niedersächsische Weg" als Zeichnung
Der ökologische Landbau hat sich in Niedersachsen zu einem wichtigen Standbein der Landwirtschaft entwickelt. 2019 bewirtschafteten rund 2100 Bio-Betriebe etwa 120.700 Hektar (ha) landwirtschaftliche Fläche.[1] Jährliche Steigerungsraten von rund 9 % bei der Zahl der Bio-Betriebe und 12% der von ihnen bewirtschafteten Fläche sind ein deutliches Zeichen dafür, dass der zunehmende Absatz von Bio-Produkten kombiniert mit der engagierten finanziellen Förderung des ökologischen Landbaus in Niedersachsen inzwischen Wirkung zeigt. Damit profitiert auch die Landwirtschaft in Niedersachsen vom Wachstum des Biomarktes in Deutschland.
Der Niedersächsische Weg stellt weitreichende Verbesserungen für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz in Niedersachsen in Aussicht. Zur Erreichung der vereinbarten Ziele haben die Partner sich auf verschiedenste Maßnahmen verständigt. Wer durch das Dokument schaut, sieht sofort: Der ökologische Landbau ist einer der wichtigsten Bausteine des Niedersächsischen Weges. Zahlreiche wissenschaftliche Studien bescheinigen dem ökologischen Landbau mehr Artenvielfalt auf seinen Flächen[2] und positive Wirkungen auf viele weitere Umweltmedien.[3] Deshalb haben sich die Vertragspartner auf ambitionierte Ausbauziele geeinigt: 10 % ökologischer Landbau in Niedersachsen bis 2025 und sogar 15 % bis 2030.
Der zügige Ausbau der ökologischen Landwirtschaft in Niedersachsen wird wesentlich dazu beitragen, andere im Niedersächsischen Weg vereinbarte Umweltziele zu erreichen, zum Beispiel die Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Die damit einhergehende Reduktionsstrategie wird verschiedene Bausteine umfassen – von der Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatz im außerlandwirtschaftlichen Bereich (z.B. auf Bahntrassen) über einen deutlich verminderten Einsatz in Schutzgebieten bis zur Förderung präziser Ausbringtechnik und Förderprogrammen, die den Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln honorieren. Unbestritten ist aber auch, dass die erhebliche Steigerung des Anteils der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Niedersachsen einen wesentlichen Baustein der Reduktionsstrategie darstellen wird und muss.
Förderung des Öko-Landbaus
Die ökologische Produktionsweise ist verbunden mit mehr Aufwand und Arbeit für die Erzeugung und Verarbeitung. Vor allem der Einstieg in den ökologischen Landbau ist für Betriebe oft schwierig. Denn erst nach einer Umstellungszeit von zwei bis drei Jahren können die Produkte als Öko-Ware und damit zu höheren Preisen verkauft werden. Auch müssen neue Öko-Betriebe ihre Vermarktungswege häufig erst neu erschließen.
Um die gesetzten Zielmarken 10 % (2025) bzw. 15 % (2030) zu erreichen, führt das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium die attraktive Förderung der ökologischen Bewirtschaftung landwirtschaftlich und gartenbaulich genutzter Flächen in Niedersachsen aus Mitteln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in dieser und der kommenden GAP-Förderperiode weiter fort. In den Verhandlungen zur Weiterentwicklung der GAP wird sich Niedersachsen für eine besondere Förderung und Unterstützung des Öko-Landbaus einsetzen. Darüber hinaus wird die Landesregierung aus Landesmitteln zusätzlich eine Million Euro für die Beschleunigung des Ausbaus der ökologischen Landwirtschaft bereitstellen. Erfolgreich angelaufene Projekte wie die für Niedersachsen erstmalig erfolgte Etablierung der Öko-Modellregionen konnten damit bereits ausgebaut werden. Neben Uelzen, Holzminden und Goslar können seit 2021 zusätzlich die Regionen Hameln, Oldenburg und das Gebiet des Zweckverbandes Erholungsgebiet Hasetal davon profitieren. 2022 folgen weitere, neue Ökomodellregionen.
Aktiv fördern wird Niedersachsen den ökologischen Landbau auch, indem bei den landeseigenen Domänen in den kommenden Jahren eine schrittweise Anpassung der Pachtverträge bei Neuverpachtungen und bei Verlängerungen bestehender Pachtverträge erfolgt. Hier soll konsequent eine Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgen, soweit dies mit dem Grundsatz der Pächtertreue, der Zweckbestimmung einer Domäne vereinbar und nicht im Einzelfall unverhältnismäßig ist. Die niedersächsischen Förderprogramme werden – soweit möglich – angepasst, sofern Zuwendungsbestimmungen eine Förderung der ökologischen Bewirtschaftung der Domänen ausschließen. Niedersachsen nimmt damit auf seinen eigenen Flächen eine wichtige Vorbildfunktion wahr.
Absatzmarkt im Blick
Wie auf jedem Markt, so gibt es auch auf dem Biomarkt nicht nur eine Angebots-, sondern auch eine Nachfrageseite. Wo die Nachfrage größer wird, muss auch das Angebot entsprechend steigen. 2019 gaben die Deutschen knapp 10 % mehr für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus. Ob im Naturkostfachhandel oder im Discounter, ob beim Vollsortimenter oder bei den Direktvermarktern: Bio legte bei allen Vertriebswegen kräftig zu.[4] Die Importraten von Bio-Lebensmitteln sind nach wie vor hoch.[5] Daher ist eine Umstellung auf ökologischen Landbau eine Möglichkeit für niedersächsische Betriebe, neue Einkommenschancen zu entwickeln. Gleichzeitig ist die Sorge einiger Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirte zu spüren, dass der Bio-Markt trotz seiner dynamischen Entwicklung durch den zügigen Ausbau des Angebots überfordert werden könnte, wenn die Nachfrageentwicklung damit nicht Schritt hält. Für die Preise, die für Bio-Produkte erzielt werden, hätte dies sehr nachteilige Folgen. Diese Gefahr sehen auch die Unterzeichner des Niedersächsischen Weges. Der forcierte Ausbau der ökologischen Landwirtschaft steht daher unter dem Vorbehalt, dass sich die Nachfrageseite weiterhin dynamisch entwickelt, um die zusätzlichen Mengen auch ohne Preisrückgänge aufnehmen zu können. Über das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) sowie andere Projektnehmer wird das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium daher auch weiterhin Initiativen zur Förderung der Vermarktung und Verarbeitung von ökologisch erzeugten Lebensmitteln fördern.
Der Niedersächsische Weg gibt die Richtung für eine erfolgreiche Zukunft der niedersächsischen Landwirtschaft vor. Er greift die in den letzten Jahren immer deutlicher sichtbar gewordenen Erwartungen der Gesellschaft an die ökologische Nachhaltigkeit der Landwirtschaft aktiv auf. Der „Niedersächsische Weg“ bietet daher die Chance, die Interessen des Natur-, Arten- und Gewässerschutzes mit denen der Land- und Forstwirtschaft zu versöhnen und damit einen der aktuell wichtigsten Konflikte in unserer Gesellschaft zu befrieden. Eines dürfte klar geworden sein: Ohne den ökologischen Landbau und seine engagierte Förderung wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein.
[1] Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2020), unveröffentlicht