LNG in Niedersachsen
Niedersachsen – Zentraler Knotenpunkt für Energieimporte
Mit dem Aufbau einer LNG-Importstruktur soll Deutschland innerhalb kürzester Zeit unabhängig von Erdgas aus Russland werden. Die Niedersächsische Landesregierung unterstützt die Vorhaben an den Standorten Wilhelmshaven und Stade.
Was ist LNG?
Bildrechte: Wojciech Wrzesień, Adobe Stock
Flüssiges Erdgas (LNG) wird in speziellen Frachtschiffen transportiert.
LNG (Liquefied Natural Gas) bedeutet zu Deutsch: verflüssigtes Erdgas. Heruntergekühlt auf minus 162 Grad Celsius weist das Flüssiggas ein etwa 600-Mal geringeres Volumen auf als im gasförmigen Zustand. Dadurch werden die Lagerung und der Transport auf Tankschiffen erleichtert. Nach dem Anlanden an einem speziellen Terminal kann das LNG regasifiziert, also wieder in Gas umgewandelt, und ins Netz eingespeist werden.
Als wichtige Exportländer für LNG gelten die USA, Katar oder Australien. Mehrere europäische Staaten verfügen bereits über eine Import-Infrastruktur für Flüssiggas, darunter Frankreich, Spanien, Großbritannien oder Italien.
In der Bundesrepublik Deutschland ist das erste LNG-Terminal am 17.12.2022 in Wilhelmshaven in Betrieb genommen worden.
Welche Rolle spielt LNG für die zukünftige Energieversorgung in Deutschland?
Deutschlands Gasversorgung ist in erheblichem Maße abhängig von Russland. So war die Bundesrepublik Anfang März 2022 gemessen am inländischen Gasverbrauch zu 49 Prozent von Russland abhängig. Mittlerweile ist dieser Anteil zwar bereits signifikant gesunken. LNG könnte aber insgesamt zwei Drittel dieser russischen Erdgasimporte ersetzen.
Wie lange brauchen wir LNG?
LNG ist nur eine nötige Zwischenlösung in der Energiewende. „Ziel ist es, schnellstmöglich auf klimaneutrale grüne Gase umzustellen und Wilhelmshaven zur Drehscheibe für Grünen Wasserstoff und den Import Erneuerbarer Energien aus der Nordsee zu machen", so Umweltminister Meyer.
Über den deutlich schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energien könne die bestehende Abhängigkeit der Energieversorgung Deutschlands und Niedersachsens vom Import fossiler Energieträger reduziert werden. Die Landesregierung setzt deshalb auf allen Ebenen intensiv darauf, dass der Ausbau der Erneuerbaren und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft beschleunigt werden.
LNG-Importe über Wilhelmshaven und Stade:
Im Dezember 2022 hat in Wilhelmshaven das erste deutsche LNG-Terminal, eine schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit (Floating Storage and Regasifi cation Unit, FSRU), für verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) den Betrieb aufgenommen. Dieses Terminal ist das erste von insgesamt fünf vom Bund gecharterten schwimmenden LNG-Terminals, die zur sicheren Gasversorgung beitragen sollen.
Insgesamt importierte Wilhelmshaven im Jahr 2023 rund zwei Drittel der gesamten LNG-Mengen, die Deutschland über schwimmende Terminals erhalten hat. Dabei machten die importierten LNG-Mengen bisher gut 7 % des gesamten physischen Gasflusses nach Deutschland aus.
Die
zweite FSRU in Wilhelmshaven befindet sich derzeit in der Planungsphase. Es ist aber vorgesehen, dass diese FSRU
in der zweiten Jahreshälfte 2024 in Betrieb genommen wird. Anders als die bereits bestehende FSRU wird die zweite Anlage die Reinigung der Rohre ohne Chlor und Biozide mit der Ultraschalltechnik vornehmen
(siehe Presseinformation vom 10.03.2024).
Diese FSRU in Wilhelmshaven wird persepktivisch durch das feste Terminal vor dem Voßlapper Groden Nord abgelöst, das voraussichtlich 2025/2026 in Betrieb genommen wird.
Bildrechte: Niedersachsen Ports/W.Scheer
LNG-Terminal Wilhelmshaven
Klimaneutrales Methanprojekt in Wilhelmshaven:
Das Unternehmen Tree Energy Solutions (TES) plant in Wilhelmshaven ein Importterminal für klimaneutrales Methan. Hier soll Wasserstoff mithilfe von synthetischem Methan importiert werden.
Konkret will die Firma Wasserstoff mit Hilfe von Strom aus Wasserkraft in Kanada und Sonnenenergie in Westasien produzieren und diesen mit Hilfe von Kohlendioxid (CO2) zu Methan (CH4) synthetisieren. Nach Anlandung des Methans in Wilhelmshaven soll das Kohlendioxid abgespalten und zurück nach Kanada bzw. Westasien transportiert werden, um daraus erneut Methan herzustellen. Anfangs soll auch blauer Wasserstoff (aus Erdgas) verwendet werden, wobei der Anteil an grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien im Laufe der Zeit steigen soll. TES plant auch, industrielles CO2 (z.B. aus der Zementindustrie) zu nutzen und zur Syntheseanlage zu transportieren.
FSRU und LNG-Terminal in Stade:
In Stade hat die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) in Rekordzeit am 16.12.2023 eine FSRU in Betrieb genommen, die bis zur Fertigstellung des stationären Green-Gas-Ready LNG-Terminals 2026/2027 aktiv sein wird. Die Anlage auf dem Gelände des Chemieunternehmens Dow Chemical wird dessen industrielle Abwärme zum emissionsfreien Erwärmen und Umwandeln in Gas nutzen. Sie ist für die Wiederverdampfung von bis zu 13,3 Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr ausgelegt, was bei einer Vollauslastung etwa 18 % des deutschen Gasbedarfs im Jahr 2023 entspräche. Perspektivisch ist geplant, dass die Anlage auch Bio-LNG, Synthetic Natural Gas und Wasserstoff umschlagen wird.
Diese Entwicklungen zeigen: Niedersachsen übernimmt eine zentrale Rolle in der Energieimport-Infrastruktur. Das Land entwickelt gleichzeitig neue Wege zur umweltfreundlichen und nachhaltigen Energieversorgung und setzt diese ums.
Die Seehäfen Stade und Wilhelmshaven mit ihren LNG-Terminals sind prädestiniert für den Import und die Verteilung von Wasserstoff.
Bildrechte: StK
17.12.2022: Bundesweit erstes LNG-Terminal am Standort Wilhelmshaven in Betrieb
Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil haben am 17. Dezember 2022 das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven in Betrieb genommen.
„Das ist ein bedeutender Tag – für Niedersachsen und für ganz Deutschland“, so Ministerpräsident Weil.
„Über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven werden zunächst große Mengen Flüssiggas unsere Energieversorgung der nächsten Zeit sicherstellen. Möglichst bald aber soll über dieses neue Terminal sukzessive immer mehr grüner Wasserstoff importiert werden und unser Land weiter schrittweise unabhängig machen von fossilen Energien.
Am Beispiel des LNG-Terminals und seiner Anbindung wurde gezeigt, dass in Deutschland – oder zumindest in Niedersachsen – auch große Infrastrukturprojekte in einer enormen Geschwindigkeit geplant und realisiert werden können. Das war nur möglich, weil so viele Menschen in den Behörden und Unternehmen mitgeholfen und ihr Bestes gegeben haben und nicht selten Tag und Nacht und auch an den Wochenenden für den Erfolg dieses einzigartigen Projektes gearbeitet haben. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank!
Diese Dynamik macht Hoffnung für einen ebenso schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien und damit für das Gelingen der Energiewende.“
Mit der „Esperanza“ hat zum ersten Mal ein mit Flüssiggas gefülltes Schiff – eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) – am LNG-Terminal in Wilhelmshaven festgemacht. Das Spezialschiff ist bereits beladen mit rund 165 000 m³ LNG in Wilhelmshaven angekommen.
Bereits am 21. Dezember hat die erste Regasifizierung und Einspeisung in das deutsche Netz stattgefunden. Der reguläre Betrieb startet im Januar, mit der Ankunft des ersten LNG-Tankers. Die FSRU Esperanza wird damit eine Regasifizierungskapazität von ca. 5 Milliarden m³/Jahr bieten und stellt damit einen ersten Meilenstein in der zukünftigen Energieversorgung Deutschlands dar.
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer betont, dass für die Genehmigung und den Betrieb dieser und weiterer FSRUs hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards zum Schutz des Gewässers, der Umwelt und der Bevölkerung verpflichtend sind.
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Presseinformation "Bundesweit erstes LNG-Terminal in Betrieb"
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Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
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Die FSRU Höegh Esperanza wird wegen möglicher Umweltschäden teilweise kritisch gesehen. Welche Maßnahmen sind getroffen worden?
Dazu sagt Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer: "Alle rechtlichen Vorgaben des Umweltrechts müssen eingehalten werden. Dies gilt auch bei den Genehmigungsverfahren für den Betrieb der FSRU 'Esperanza'."
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Gewerbeaufsichtsamt haben vor der Inbetriebnahme intensiv die Antragsunterlagen der Uniper geprüft.
Die gewässerökologischen Auswirkungen wurden dabei genauso wie alle anderen relevanten Umweltbelange intensiv geprüft, ebenso wie die über 300 Einwendungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung.
Wichtig: Das LNG-Beschleunigungsgesetz hat zwar das Verfahren beschleunigt, aber bei den Umweltanforderungen gibt es keine Abstriche.
In der wasserrechtlichen Einleiter-Erlaubnis wurde eine enge Überwachung der Einleitungen, eine Beweissicherung sowie ein Minimierungskonzept für die Biozideinträge vorgegeben.
Das Land hat dazu ein gewässerökologisches Monitoring angeordnet, welches vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchgeführt wird. Die bisherigen Ergebnisse zeigen keine negativen Auswirkungen auf das Gewässer. Darüber berichtete der NLWKN Ende September 2024 den Mitgliedern des Umweltausschusses des Landkreis Friesland.
➧ Siehe auch Presseinfo vom 30.09.2024:
LNG-Terminal Wilhelmshaven: Analysen des NLWKN zeigen keine Hinweise auf Belastungen
Nachstehende Bildergalerie (erstellt im Rahmen der Informationsveranstaltung des Niedersächsischen Umweltministeriums am 25.10.22 zu den Energiewendeprojekten in Wilhelmshaven) dient zur Veranschaulichung der prognostizierten Mengen, Konzentrationen und Grenzwerten des mit Chlor behandelten Abwassers bei Betrieb der FSRU an der Jade.
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