Lola Fischel
Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft sowie der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Jüdischen Gemeinde Hannover
geb. 1914 in Sosnowitz/ Polen
Lola Fischel, geboren 1914 in Sosnowitz, Grenzgebiet Oberschlesien, wurde im Alter von 29 Jahren im August 1943 nach dramatischen Familientrennungsszenen mit dem letzten Aussiedlungstransport in das Vernichtungslager Ausschwitz verschleppt. Bei all den Torturen verlor Fischel jedes Zeitgefühl und konnte nicht mehr genau sagen, wann sie nach Bergen-Belsen transportiert wurde. Ihre gesamte Familie wurde in den Lagern Bergen-Belsen und Ausschwitz vernichtet. Nur ihr Bruder hatte überlebt und ging 1947 nach Israel. Unendlich lange waren auch für Fischel die zwanzig Monate ihrer Lagerzeit. In Bergen-Belsen wurde sie gezwungen, in ihrem Beruf als Zahnärztin zu arbeiten und eine Zahnambulanz für die Insassen von Bergen-Belsen zu organisieren.
Gleich nach ihrer Befreiung im April 1945 traf Fischel ihren späteren Ehemann, einen Hannoveraner. Er war sehr krank durch die Lagerhaft in Ausschwitz und anderen Lagern und konnte wegen seines Gesundheitszustandes nicht nach Israel auswandern. Sie beschlossen, in seiner Heimatstadt zusammen zu leben. Trotz ihrer Kriegserfahrungen und Lagererlebnisse konnte sich Lola Fischel integrieren und Freunde in Deutschland gewinnen.
Jahrzehnte lang trug sie durch eine Vielzahl von Tätigkeiten zur Verständigung zwischen Juden und Deutschen bei. In diesem Sinne arbeitet sie in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Hannover mit. Sie informierte als Zeitzeugin in Schulen und bei Veranstaltungen von Jugendverbänden über den Holocaust und insbesondere über ihre persönlichen Erfahrungen als Häftling in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Sie hat als Rednerin auf vielen Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gesprochen, z. B. auf der Gedenkfeier aus Anlass des Besuches von Herrn US-Präsident Reagan 1985 und auf der Gedenkfeier der Landesregierung 1992 aus Anlass der Vierzigsten Wiederkehr der Einweihung der Gedenkstätte. Zum 40. Jahrestag der Befreiung in Bergen-Belsen hielt Fischel eine bewegende Ansprache.
In der jüdischen Gemeinde war Fischel in vielfältiger Hinsicht aktiv. Sie hat ihren verstorbenen Mann in seiner Zeit als Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hannover unterstützt. Selbst hat sie sich insbesondere um den Auf- und Ausbau des Jüdischen Seniorenheimes in Hannover verdient gemacht, das ihren Namen trägt: Lola-Fischel-Haus.
Ihre Verdienste wurden durch den Niedersächsischen Ministerpräsidenten mit der Verleihung der Niedersächsischen Landesmedaille im Jahr 1997, welche mit dieser Ehrung zum 100. Mal seit ihrer Stiftung im Jahr 1956 vergeben wurde, besonders gewürdigt.
Lola Fischel