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Calenberg (Hannover)

Südlich von Hannover steht unweit der Leine die Festung Calenberg. Sie gab seit dem 15. Jahrhundert einer Linie des welfischen Hauses Braunschweig-Lüneburg und einem Fürstentum den Namen. 1495 verband eine Erbteilung das Fürstentum Calenberg mit dem Fürstentum Göttingen; beide Territorien sollten zukünftig vereint bleiben. Die Herzoginwitwe Elisabeth, eine tatkräftige Regentin, die selbst Kirchenlieder dichtete, führte 1542 die lutherische Reformation durch. Die katholischen Frauenkonvente ließ sie in evangelische Damenstifte umwandeln, das Vermögen der Klöster staatlich verwalten. Später entstand aus dieser Vermögensverwaltung der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds, aus dessen Mitteln bis heute Kirchen unterhalten, soziale Aufgaben finanziert und die Wissenschaften gefördert werden.

Während des Dreißigjährigen Krieges trat einer der bedeutenden Feldherren der evangelischen Seite, Herzog Georg, die Regierung in Calenberg an. Er verlegte seine Residenz 1636 in die Stadt Hannover. Nach und nach ging der Name dieser Stadt auf das Territorium über. Die Herrschaft seines jüngsten Sohnes Ernst August gilt als goldene Zeit des hannoverschen Absolutismus. Ernst August krönte sein Streben nach Macht und Ansehen, indem er 1692 für sein Haus und Territorium die Kurfürstenwürde erwarb. Seine Gemahlin, Kurfürstin Sophie von der Pfalz, pflegte den Kontakt zu Künstlern und Gelehrten. Zu ihrer Zeit beschäftigte der hannoversche Hof Künstler und Geistesgrößen wie Gottfried Wilhelm Leibniz oder Georg Friedrich Händel.

Sophies Abstammung eröffnete ihrem Sohn, dem Kurfürsten Georg Ludwig, die Erbfolge auf dem großbritannischen Thron. 1714 empfing er in London die Huldigungen als König Georg I. Das Haus Hannover regierte in England bis 1837. Die deutschen Stammlande ließen Georg und seine Nachfahren durch die heimische Aristokratie und eine gebildete, untereinander eng versippte Beamtenschaft verwalten. Aus diesen Kreisen erwuchs der Gedanke, nachhaltig und zum Vorteil des Landes die Wissenschaft zu fördern. Dies geschah 1737 durch die Gründung der Universität Göttingen.

Das Kurfürstentum hatte sich längst über Calenberg-Göttingen hinaus ausgedehnt. 1705 waren das Fürstentum Lüneburg, 1719/20 die Herzogtümer Bremen und Verden dem Gesamtstaat einverleibt worden. Das Calenberger Land, das Kerngebiet des Staates, wurde 1823 mit Hoya und Diepholz zum Landdrostei-, später Regierungsbezirk Hannover zusammen gefasst. Die sehr guten Böden in Calenberg ermöglichten schon früh eine intensive Landwirtschaft, neben der sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine ausgedehnte Industrie entfaltete: Kaliwerke entstanden sowie Zucker- und Zementfabriken. Die Stadt Hannover wuchs mit breit gefächerten eigenen Industrien (Maschinenbau, Kautschuk- und Genussmittelindustrie) zur modernen Großstadt. Seit dem Jahr 2001 bilden Hannover und der sie umgebende Landkreis eine neue Verwaltungseinheit: die Region Hannover.

Herrenhausen: Großer Garten (1751)

Herrenhausen: Großer Garten (1751)

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